Einmal
im Jahr Ende November treffen sich die Familienmitglieder, wer mag,
zur "ostfriesischen Deichwanderung". Wenn die Tage kürzer
werden und der Nebel tief über dem Land liegt, ist es genau die
richtige Zeit, sich gemeinsam auf den Weg zu machen. Denn niemand
muss tatsächlich in das ungemütliche Wetter hinaus: Die
Deichwanderung ist rein virtuell und findet am Computer
statt.
(Nach der Wanderung 2014 wurde die jährliche Deichwanderung ausgesetzt.)
Frühere Deichwanderungen:
2004 2005
2006 2007
2008 2009
2010 2011
2012 2013
2014
Die Regeln
Eigentlich ist es ein Spiel für
die große Runde, mit einfachen Regeln. Jeder bekommt zu Anfang
500 Punkte, die ihm für die ganze Wanderung reichen müssen.
In jeder Runde setzt jeder einen Teil dieser Punkte und meldet
(e-mailt) diesen Einsatz an den Spielleiter (bzw. Deichwart). Der
sammelt alle Einsätze und schließt, wenn sich alle
gemeldet haben, die aktuelle Runde. Wer in dieser Runde die meisten
Punkte gesetzt hat, bekommt 50 Punkte geschenkt. Wer in dieser Runde
den kleinsten Einsatz hatte, fliegt raus und muss die
Deichwandergruppe alleine weiterziehen lassen. Dann beginnt die
nächste Runde.
Ein Beispiel: Gleich in der ersten Runde setzen Frieder 300 Punkte und Michael 20 Punkte, die anderen liegen dazwischen. Damit hätten für die restlichen Runden Frieder noch 200, Michael aber noch 480 Punkte. Da die anderen Einsätze dazwischen liegen, bekommt Frieder 50 Punkte dazu und Michael fliegt raus, die 480 Punkte nutzen ihm also nichts. Und Michaela, die z.B. 150 Punkte gesetzt hatte, bekommt zwar nichts, hat aber mit ihren restlichen 350 Punkten immer noch mehr als Frieder, der mit den geschenkten Punkten nur auf 250 Punkte kommt. Alles klar?
So einfach ist das. Man muss einfach einen Punkt mehr als alle anderen setzen, um den Bonus von 50 Punkten zu bekommen, oder (manchmal noch besser) einfach einen Punkt mehr als der Niedrigste, damit man nicht rausfliegt. Leider weiß man nicht, was die anderen setzen, und deshalb bleibt es spannend. (Den eigenen Einsatz sollte man deshalb auch vor der mitspielenden eigenen Familie geheim halten.) So werden es von Runde zu Runde immer weniger Teilnehmerinnen und Teilnehmer auf dem Deich, und am Schluss bleibt nur noch eine(r) übrig, der/die damit Deichkönigin oder Deichkönig ist. Schaut euch einfach mal eine Tabelle der letzten Jahre an, dann wisst ihr, wie es geht.
Der Witz des Spiels
Natürlich sind der Einsatz,
das Einschätzen, was die anderen setzen, gelegentliches Blöffen
(ostfriesische Schreibweise) und das bange Warten auf das
Rundenergebnis ("bin ich noch dabei?" "habe ich die 50
Punkte gewonnen?") nur ein Teil des Spiels. Viel lustiger sind
die Kommentare, die sich die Teilnehmer untereinander mailen. Da ist
es klar, dass, wer in einer Runde rausfliegt, nicht einfach "weg"
ist, sondern sich (ohne Einsatz) mit anderen Aktionen an der
Wanderung beteiligen kann. In der Vergangenheit hat der eine einen
Wurstladen aufgemacht, die andere alle zum virtuellen Singen
eingeladen, und viele sind auch einfach schon in die nächste
Kneipe gezogen (in Ostfriesland: Krug oder Koog), um sich gemütlich
aufzuwärmen, während die übergebliebenen Wanderer
immer noch auf dem Deich umherirren mussten - alles natürlich
virtuell. Es gibt Wanderpausen, bei denen Käse, Tee und alle
möglichen Leckereien gereicht werden (googelt einfach), der
Sexualtrieb des gemeinen Deichschafes besprochen wird (oder hatten
wir das noch gar nicht?) oder das große Abschlussfest
vorbereitet wird. Wie schön und interessant die Wanderung wird,
hängt von allen ab. Man kann ostfriesisch tagelang nebeneinander
her wandern, ohne ein Wort zu sagen, man kann aber auch auf
rheinische Art die Mitwanderer täglich mit einer "Antwort
an alle"-Mail erfreuen, in der man die eigenen Beobachtungen und
Ideen rundum mitteilt. (Den Punkteeinsatz in jeder Runde sollte man
natürlich nur an den Spielleiter schicken.)
Geschichte
Ich hatte 2004 das Spiel in einem
Spielebuch gefunden und dachte mir, das könnte man mal als
E-Mail-Spiel ausprobieren. Es wurde viel lustiger, als ich erwartet
hätte, weil alle sich mit vielen Ideen und Anregungen beteiligt
haben. Seitdem waren wir jedes Jahr "auf dem Deich". Immer
an Opas Geburtstag (28. November) ging es los, und kurz vor
Weihnachten waren wir wieder "zurück". Je größer
die Gruppe wurde, desto mehr Runden waren nötig, bis der
Deichkönig feststand - manchmal hatten wir einfach Glück,
dass wir noch rechtzeitig vor Weihnachten fertig wurden. Und da alles
virtuell ist, konnten wir in den letzten Jahren auch mal ganz
woanders wandern: durch die Wüste, durch den Schwarzwald und
sogar durch Mexiko. Der Deich war uns inzwischen zu vertraut
geworden. Die neuen Wandergebiete waren alle sehr interessant und
boten viele neue Themen: der Orient mit Bauchtanz,
Karawanengeselligkeit und Sonnenuntergängen (und nicht zuletzt
den vielen Burkas), der Schwarzwald mit schrecklichen Waldschraten
und wilden Dirndln (oder umgekehrt), Mexiko mit Mondscheinpyramide,
herrlichem Badewetter und zahlreichen Banditos (die natürlich
alle in die Flucht geschlagen wurden), der Kilimandscharo (mit
allerlei Getier), Kalifornien (würg, ächz, platsch und
flatter) und zuletzt sogar der Märchenwald mit Edlen,
Kleinwüchsigen und anderen (finsteren und lichten) Gestalten.
Bis 2007 war immer ich (Christoph) der Spielleiter, da ich aber auch gerne einmal mitwandern wollte, haben wir 2008 eine kleine Änderung eingeführt: Spielleiter ist seither immer die Deichkönigin bzw. der Deichkönig des vorherigen Jahres (oder jemand, den diese(r) mit dieser Aufgabe betraut). Die Spielleiterin oder der Spielleiter darf aussuchen, wo die (Deich-)Wanderung stattfindet. Für 2008 hat sich spontan Alex als Spielleiter bereiterklärt, er hat uns durch den wilden Schwarzwald geführt. Und 2009 hat Lisa ihren Bruder Moritz gebeten, der uns nach Mexiko eingeladen hat. So konnte sie wieder mitwandern (nur der Spielleiter darf nicht) -- und hat dank ihrer hervorragenden Ortskenntnisse auch diese Wanderung gleich wieder gewonnen. Damit sie nicht noch ein drittes Mal in Folge gewinnt, musste sie die Tour 2010 selbst führen; als Reiseziel hatte sie sich den Kilimandscharo ausgewählt. Sieger wurde Alex, damit haben wir jetzt schon zwei Wiederholungssieger: Lisa und Alex, und Alex musste die Führung der nächsten Deichwanderung übernehmen. Wir sind gespannt, wo es dieses Mal hingeht. Also, macht mit! Wenn beim nächsten Mal ihr gewinnt, könnt ihr uns auch in eure Lieblingslandschaft holen.
Besonderheiten
Drei Besonderheiten der Regeln sind
noch zu nennen.
Erstens: Wenn in einer Runde zwei oder mehr
Teilnehmer den gleichen höchsten oder niedrigsten Einsatz
machen, erhalten sie jede(r) den 50-Punkte-Bonus oder scheiden alle
aus.
Zweitens (neu): Wenn jemand alle
seine Restpunkte setzt und mit diesem Einsatz über dem
niedrigsten Einsatz der Runde liegt, entsteht für ihn eine Art
Patt-Situation: Er ist zwar nicht ausgeschieden (da jemand anderes
den niedrigsten Einsatz hatte), aber er kann in der nächsten
Runde auch nichts mehr setzen, sein Einsatz (0 Punkte) wird also mit
Sicherheit der niedrigste sein. Formal bleibt dieser Wandernde aber
diese Runde noch im Spiel, die Mitwanderer brauchen also nur 1 Punkt
zu setzen, um die Runde sicher zu überstehen (und können
unbeschwert um den Bonus pokern). Wenn die Zeit bis Weihnachten knapp
wird, können der Spielleiter bzw. die Spielleiterin (nach
vorheriger Ankündigung) aber auch Wanderer mit nur 0
verbleibenden Punkten als ausgeschieden behandeln, damit sich die
Reihen schneller lichten.
Drittens: Wir sollten nirgendwo
zu lange stehen bleiben, sonst bekommen wir kalte Füße
(oder verdursten). Deshalb ist es wichtig, dass jeder Teilnehmer
einmal täglich in seine Mails schaut und schnell den neuen
Einsatz mailt, wenn eine neue Runde begonnen hat. Der Spielleiter
schickt allen nach jeder Runde den aktuellen Punktestand, damit
beginnt die neue Runde. Wenn 20 Wanderer unterwegs sind und in jeder
Runde nur eine(r) ausscheidet, brauchen wir theoretisch 19 Runden,
bis der Sieger oder die Siegerin feststeht. Bei einer Runde am Tag
wird das bis Weihnachten schon knapp. Wenn aber einer die anderen 3
Tage lang warten lässt, weil er unterwegs ist und nicht in seine
Mails guckt, wird es fast unmöglich, bis Weihnachten ans Ziel zu
kommen. Also schaut täglich in eure Mails und antwortet
möglichst sofort. Falls ihr wirklich mal ein paar Tage nicht
erreichbar seid, schreibt dem Spielleiter vorher, wieviel Punkte er
für euch in der nächsten und übernächsten Runde
setzen soll, wenn alle anderen schon fertig sind und ihr euch noch
nicht melden konntet, oder beauftragt eine Person eures Vertrauens,
euern nächsten Einsatz durchzuführen. Von Runde zu Runde
sind ja immer weniger dabei, da findet ihr schon jemanden, der das
macht, ohne euch "über's Ohr zu hauen".
Das Ziel
Der Deich ist endlos und es gibt bei diesem
Spiel kein Wanderziel. Wir wollen einfach nur fröhlich
zusammensein und uns bei schmuddeligem Wetter auf dem Deich einen
Saft nach dem anderen hinter die Binde hauen. So is dat. Das Ziel ist
erreicht, wenn der Deichkönig oder die Deichkönigin
feststeht und wenn wir uns also endlich wieder anderen Themen des
Alltags widmen können.
Die bisherigen Deichköniginnen und -könige
2004 |
Michaela |
Deich (Christoph) |
2005 |
Sandi |
Deich (Christoph) |
2006 |
Frieder |
Deich (Christoph) |
2007 |
Almut |
Wüste (Christoph) |
2008 |
Lisa |
Schwarzwald (Alex) |
2009 |
Lisa |
Mexiko (Moritz) |
2010 |
Alex |
Kilimandscharo (Lisa) |
2011 |
Michael |
California (Alex) |
2012 |
Lieschen |
Märchenwald (Michael) |
2013 |
Luise |
Musikalische Deichweltmeisterschaft (MDWD) (Philipp) |
2014 |
Beate+Margret |
Takatukaland (Luise) |
Fragen
Wer jetzt noch Fragen hat, kann mich gerne
anschreiben, die E-Mail-Adresse findet ihr im geschützten
Bereich dieses website. Die wichtigste Frage "Wer kann
mitwandern?" beantworte ich gleich: Ein bis zwei Wochen vor dem
Start (also vor Vaters, Opas Geburtstag) mailt der Spielleiter alle
Familienmitglieder an und lädt sie zur nächsten
"Deichwanderung" ein. Wer mitmachen möchte, antwortet
ihm. Spätestens am 28. November schreibt der Spielleiter dann
alle, die sich angemeldet haben, mit einer vollständigen
Adressliste (CC:) an und bittet um den ersten Einsatz. Jeder aus der
Familie darf mitwandern, sogar Ostfriesen, wenn sie zur Familie
gehören.